Kultur in Höfen: Mario Schlembach liest aus „Dichtersgattin“ und „Nebel“

Samstag, 15. Juni 2024, 17:00 Uhr
Innenhöfe in der Bucker Innenstadt, Hauptplatz 16, 2460 Bruck an der Leitha, Österreich
© Vilma Pflaum

Zum Inhalt von „Dichtersgattin“ von Mario Schlembach:

„Typisch Österreich, Hubert! Nichts da und selbst was da ist, wird verschandelt. Da ist nichts da. Oder siehst du was? Nur der furchtbare schwarze Boden, der schon ganz dreckig ist…“

Um ihren Mann Hubert zum größten Dichter seiner Zeit zu machen, hat Hedwig alles geopfert. Sie hat Hubert aus der tiefsten Provinz „gerettet“ und in die hohe Wiener Kulturgesellschaft eingeführt, doch seit jeher verweigert er ihr sein „Opus Magnum“.
Als sie, wie immer, die Kunstbiennale in Venedig besuchen und den Österreich-Pavillon betreten, da erregt sich Hedwig dermaßen über das dort gezeigte „Nichts“, dass all ihr Frust und ihre Wut ausbrechen. In einem polyphonen Monolog berichtet sie von ihrem Leben, ihren Sehnsüchten, ihrer Liebe zum Burgtheater sowie der Verweigerung ihres Mannes, der sich lieber manisch mit dem österreichischen Bestattungswesen auseinandersetzt, als sie zu einer zweiten Alma Mahler zu machen und liefert dabei einen tiefen Einblick in die österreichische Seele und Kulturlandschaft des letzten Jahrhunderts. Hedwig redet sich in einen Wahn, legt ihre Geschichte offen, während Hubert an ihrer Seite schweigt und langsam zu verschwinden scheint.

Kurz gesagt: Was, wenn Thomas Bernhard nichts veröffentlicht und seine „Tante“ geheiratet hätte? Oder Franz Werfel seiner Alma Mahler kein Werk geschenkt hätte? Oder…

Zum Inhalt von „Nebel“:

„Vater verstorben. Beerdigung in drei Tagen.“
Die Nachricht vom Tod seines Vaters führt einen jungen Mann zurück an den Ort seiner Herkunft. Ohne Mutter aufgewachsen, hat er viele Stunden am Friedhof verbracht und den Vater bei seiner Arbeit als Totengräber beobachtet. Jetzt schaufelt er ihm sein Grab und tritt seine Nachfolge an. Als er nach dem Begräbnis des Vaters neben einer jungen Frau, die er nicht zu kennen glaubt, aufwacht, wird er immer tiefer in seine eigene Geschichte hineingezogen, die in der Dunkelheit des Vergangenen und scheinbar Vergessenen liegt. Welches schreckliche Ereignis hat ihn damals flüchten und alles Geschehene aus dem Erinnern verbannen lassen?


„Bei jedem Nachlassen der Spannung, in dem Moment, an dem sich die Erde von der Schaufel trennt, entsteht dieses seltsame Gefühl von Glück.“


In einem mitreißenden Gedankenstrom wird die Geschichte eines jungen Totengräbers erzählt, dessen Welterleben vom Tod als undurchdringlichem Nebel verschleiert wird. So scheint es ihm unmöglich, sich bedenkenlos dem Leben entgegenzuwerfen. Der Leser begleitet ihn in jeder Passage seines Denkens und Arbeitens und taucht unmittelbar in den Sog des Erlebten ein. Vergangenes, Gegenwärtiges und Traumgeschehen lösen sich zu einem einzigen Akt des Erinnerns auf, der die Geschichte zu überschreiben beginnt. Überwindet der junge Totengräber seinen ausschließlichen Blick zum Tod hin, oder bleibt ihm das Leben unerreichbarer Sehnsuchtsort?


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