Ein Buch zu veröffentlichen – für unsere zwei Autorinnen Christina König und Katharina Feist-Merhaut wird dies bald Wirklichkeit. Wie fühlt sich diese Erfahrung für sie an? Was läuft vielleicht anders als gedacht? Welche Wünsche und...
Warum ist Lyrik (immer noch) wichtig?

Die UNESCO hat im Jahr 2000 den 21. März zum „Welttag der Poesie“ ausgerufen. Der Welttag soll an den Stellenwert der Lyrik, an die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern.
Die Lyrik selbst hat natürlich eine viel längere Geschichte: Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Griechischen und beschreibt eine Form der Dichtung, die zum Spiel der Lyra, einem Saiteninstrument, vorgetragen wurde. Neben Epik und Dramatik ist Lyrik eine der drei Hauptgattungen und reicht als solche im deutschen Sprachraum bis ins 9. Jahrhundert zurück.
In früheren Jahrhunderten als eine der wichtigsten und höchsten Arten der Literatur gehandhabt (besonders bevor der Roman populär wurde), hat die Lyrik inzwischen eher einen negierbaren Stellenwerk in der Literaturlandschaft. Für viele sind Gedichte nur eine Qual, die ihnen die Noten im Deutschunterricht verschlechtert haben, oder etwas, das sie einschüchtert.
Warum sollte man also immer noch Lyrik lesen? Warum widmen sich Autor:innen immer noch dieser Gattung? Und warum räumen wir als Verlag der Lyrik weiterhin einen Platz ein?
Verlagsleiterin Nadine Hötzendorfer begründet die Entscheidung, Lyrik im Programm zu haben, folgendermaßen:
Lyrik passt in unsere Zeit – auch wenn sie sich nicht in Bestsellerlisten drängt. Sie ist kurz, prägnant und bringt Gefühle und Gedanken auf den Punkt, genau dann, wenn uns oft die Worte fehlen. Viele trauen sich nicht an Gedichte, weil sie in der Schule mit Analysen gequält wurden – dabei kann Lyrik direkt und überraschend zugänglich sein. Sie war immer schon ein Raum für neue Stimmen und literarische Experimente. Wir machen Lyrik, weil sie wichtig ist – weil sie berührt, inspiriert und manchmal genau das sagt, was wir selbst nicht zum Ausdruck bringen können.
Und auch einige unserer Autorinnen, die Lyrik schreiben, haben wir um ihre Gedanken zum Thema gebeten:
Lyrik ist den Dingen auf den Grund zu gehen, um ihre Essenz zu finden. Ist Labyrinth und Metaebene zugleich.
Ist lauschen und warten. Ist verstehen wollen und dafür geduldig und still sein. Ist die größtmögliche Freiheit.
– Marianne Jungmaier
Irgendwo lese ich, dass Sprache uns umgibt wie Wasser die Fische. Fische schwimmen, ohne es zu hinterfragen.
Ich hingegen versinke beim Schreiben in Worten, kreise, hinterfrage, analysiere – ohne wirklich zu sehen, wohin ich schwimme. Doch manchmal, in der Tiefe, findet mich ein Gedicht.
– Cvetka Lipuš
Lyrik bedeutet für mich ein Anhalten von Zeit. Eine Entscheidung mit geöffneten Poren zu leben.
Ein Einrieselnlassen von Meerwasser, Rosmarinduft.
– Sophia Lunra Schnack
Warum Gedichte? Weil sie Botschaften aus dem Verborgenen sind, die Auskunft geben können über die Membran,
durch die wir zwischen den Wirklichkeiten hin- und herschlüpfen.
– Birgit Müller-Wieland