Erstellt am: 17. Mai 2022

Neuer Lesestoff im Herbst

© Otto Müller Verlag

Im Juli 1937 hat Otto Müller, er war mein Großvater, den ich nicht mehr kennengelernt habe, seinen Verlag in mehr als unruhigen Zeiten in Salzburg gegründet. Getragen war das junge Unternehmen von der Überzeugung, dass das freie Wort der Autorinnen, auf Papier festgehalten, gedruckt und gebunden, als Buch den Weg zu den Leserinnen finden wird. Und im Mittelpunkt des Verlagsprogramms
stand das Werk Georg Trakls, eines Dichters, der an den Schrecken des Krieges zerbrochen ist.

Aber schon 1941 musste der Verlag auf Anordnung des diktatorischen Schreckensregimes zwangsverkauft werden und Otto Müller wurde ein Jahr inhaftiert.

Die Neugründung erfolgte 1946, der Verlag konnte mit seinem breiten Programm inhaltlich und wirtschaftlich an die Erfolge der Gründungsjahre anschließen. Otto Müller starb 1956 im Alter von nur 55 Jahren nach einer Operation. Die Leitung des Verlags übernahm Erentraud Müller, die jüngere Tochter des Verlegers, mit 23 Jahren. Sie setzte die Verlagsarbeit erfolgreich fort, verlegte unter anderem H.C. Artmann und Thomas Bernhard mit ihren Debüts, auch gab sie den Auftrag zur Vorbereitung der großen historisch-kritischen Gesamtausgabe des Werks Georg Trakls.

Ich bin nun seit 1986 Verleger des Otto Müller Verlags. Der 50. (1987) und auch der 75. (2012) Geburtstag meines Unternehmens wurden jeweils groß gefeiert.

Heute, 85 Jahre nach der Gründung, erlaubt der Krieg keine Zeit für Feste und Feiern. Aber es ist umso mehr die Zeit für wichtige Bücher, und die sind in unserem Herbstprogramm zu finden. Die Suche nach den eigenen Wurzeln in einer Familiengeschichte mit Geheimnissen und Verschweigen, die Suche nach Spuren von Dichterinnen und Dichtern, oft im Schatten der Kriege, das rätselhafte dichterische Wort – das alles gilt es zu entdecken.

Dazu wünscht viel Lesevergnügen

Arno Kleibel
Verleger


Unser Programm im Herbst 2022:

Rechermacher“ – Roman von Hanna Sukare
Die Korrektur des Horizonts“ – Debütroman von Minu Ghedina
An den Gestaden des Wortes“ – Dichterlandschaften von Brita Steinwendtner
Leerzeichen“ – dichterisches Tagebuch von Ludwig Hartinger
Der Augenblick nennt seinen Namen nicht“ Wartburg-Tagebücher von Iris Wolff, Uwe Kolbe und Senthuran Varatharajah
Versteckt und verschwiegen – Erinnerungen von Siegfried Loewe“ von Rudolf Leo



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