Lesung: Rudolf Habringer aus „Leirichs Zögern“
Waggerl Haus - Museum Wagrain, Karl-Heinrich-Waggerl-Straße 1, 5602 Wagrain Markt, Österreich

ZUM BUCH:
Gregor
Leirichs Leben gerät aus den Fugen. Eine Fremde spricht ihn an und
eröffnet ihm, dass er einen Halbbruder hat, von dessen Existenz er
bisher nichts wusste. Leirich, der es sich als Historiker am Institut
für Zeitgeschichte gut eingerichtet hat in seinem Leben, reagiert in
höchstem Maß erschrocken. Mit wem soll er sich austauschen? Mit seinen
Schwestern? Seiner Exfrau? Seiner Tochter? Er beginnt zu recherchieren
und erfährt, dass der Halbbruder ganz in der Nähe lebt. Warum hat er
sich nicht zu erkennen gegeben? Warum haben die, die von ihm wussten,
über Jahrzehnte geschwiegen? Und vor allem – warum hat der Vater nie
etwas erzählt von seinem ersten, im Krieg gezeugten Kind? Plötzlich muss
sich der Historiker seiner eigenen Familiengeschichte stellen.
Unversehens gerät die Auseinandersetzung mit dem unbekannten Bruder zu
einer Beschäftigung mit Leirichs Kindheit, dem lange schon verstorbenen
Vater und einem Schweigen, das zum Teil der Persönlichkeit des Vaters
geschuldet ist, zum anderen Teil den gesellschaftlichen Bedingungen der
Nachkriegszeit.
Mit Leichtigkeit
und Intensität zugleich erzählt Rudolf Habringer von der Scheu eines
Mannes, der sich erst nur zögerlich vorwärtstastet, schließlich aber
die Begegnung wagt und ein Familientreffen arrangiert. Ein starker
Roman, der an Tabus rührt und unangenehme Fragen stellt: Wie sicher
sind die Wahrheiten, auf denen unser Leben steht?