Leseprobe

Veröffentlichung: 02/2024

ISBN: 978-3-7013-1314-3

Auflage: 2

180 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

Preis: € 24

E-Book: € 19,99

Lieferbar

Platz 1 der „Dolomiten“-Bestsellerliste im März und April

Ihr ‚Mutternichts‘ ist ganz und gar einzigartig. Oft verstörend, klagend, anklagend wird ihre Sicht auf die Mutter zu großer Literatur. Es ist wunderbar, eigenwillig, bohrend und schweifend zugleich — und das Beste daran ist: dass es so total anders ist als das, was im Moment grad geschrieben wird. Großartig, überraschend, traurig und mutig, auf jeder Seite voller Einblicke — und sehr schön.

Michael Krüger (Schriftsteller, Dichter, Verleger und Übersetzer)

Das Nichts war zeitlebens im Rücken der Mutter, war allumfassend und doch nie greifbar. Nach dem Tod der Mutter fragt die Tochter sich, ob sie nun endlich sehen kann, was die Mutter hinter sich verborgen und worüber sie geschwiegen hat. Ihr bleiben nur wenige Erzählungen, geflüsterte Erinnerungen, ein paar Fotos und Zeitungsausschnitte. Die Mutter hat eine Kindheit voller Härte und Kälte auf einem fremden Hof in einem Südtiroler Seitental verbracht. Sie habe Gedichte in den Schnee geschrien und gegen den Frost angesungen – das hat die Mutter immer erzählt. Dass sie es gut hatte unter den fremden Menschen, ließ sie die Tochter glauben. Doch die glaubt es nicht mehr. Wie kann sie die Geschichte der Mutter erzählen, wo beginnen, was darf sie verknüpfen?
Denn erzählen muss sie endlich, bevor sich diese Tür für immer schließt. „Ich stemme einen Fuß dazwischen, klemme ihn zwischen Mutters sich auflösende Geschichte und mich.“ Wer also war sie? Die Erzählerin nähert sich Schritt für Schritt dem Leben der Mutter an, stets hinterfragend, ob es so gewesen sein könnte oder ob sie mittels ihrer Sprache eine bereits vorgeformte Wirklichkeit schafft, die sich mit der Wahrheit der Mutter nicht deckt. „Mutternichts“ ist ein kraftvoll-poetisches Debüt. Christine Vescoli nimmt darin etwas so Altmodisches wie Gegenwärtiges neu in den Blick: die Liebesbeziehung zwischen Mutter und Tochter.


Pressestimmen (Auswahl):

Sensibel tastet sich Vescoli durch die nach und nach auftauchenden Funde des mütterlichen Atlantis-Lebens, sorgsam und nirgends übermächtig noch sich überhebend über Armut, Kleinheit, Bildungsverhinderung. Ein mehr als beachtlicher, ja ein tiefbeeindruckender, ein gewichtiger Band ist dies, nur äußerlich dünn.

Alexander Kluy, Der Standard

„Mutternichts“ ist der gelungene Versuch über ein Leben. Einst wurde es von der Geburt bis zur Bahre übersehen – und gerade deshalb jetzt zur Literatur erhoben als Beispiel für Millionen ähnlicher Leben, die stattgefunden haben: im Verschwiegenen, im Verborgenen, im lediglich scheinbaren Nichts.

Jan Drees, Deutschlandfunk „Büchermarkt“

Das späte Romandebüt der Südtirolerin Christine Vescoli ist ein ebenso tiefsinniger wie poetisch schöner Prosatext. Die Ich-Erzählerin versucht nach dem Tod ihrer Mutter, diese Frau besser zu verstehen – und damit auch die Mutter-Tochter-Beziehung. Denn bald könnte es zu spät sein, weil Erinnerungen verblassen.

Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten

„Mutternichts“ ist ein außergewöhnliches Prosadebüt in lyrisch-rhythmischer Sprache, dessen dichterische Kraft sich darin äußert, dass aus der Fülle der Leere ein Mutterviel entspringt; und plötzlich steht sie da, die Mutter, die Gedichte in den Elementen festzuhalten suchte, als sie mit den Fingern Worte in Schnee und Luft schrieb, oder später „unsichtbare Linien in das Tischtuchlein“, wenigstens auf den Schein eines Halts beharrend. Auch die Erzählerin ist beharrlich: „Ich weiß, dass meine Mutter eine Angst kannte, die für sie allein ausreichte und mit mir aufhören muss.“

Evelyn Bubich, Die Presse „Spectrum“

Es gehört zu den Leistungen dieses Romans, in der Konstruktion der Sprachbilder konsequent auf zwei Bereiche zu setzen: Körper und Raum. Das Schweigen, das Nichts wird zu einem Teil des Körpers; der Tochter schmerzt der Rücken, als die Körpergegend, wo das Nichts der Mutter saß. Die Angst wird verräumlicht, sie sei der Ort gewesen, „an den wir zusammen hingehörten“ (…) Wenn so klug wie in diesem Mutter-Tochter-Buch über Erinnerung und so reflexiv über unsere Sicht auf das bäuerliche Leben in der Mitte des 20. Jahrhunderts geschrieben wird, mögen getrost noch weitere Beispiele einer anderen, neuen Literatur über Herkunft – wenn man will: über Heimat – erscheinen.

Wolfgang Straub, Radio Ö1 in „Ex libris“

Es ist auch die radikale Infragestellung dessen, was man eigentlich so tut, wenn man tut, was man immer tut, und es geht nicht zusammen mit dem, was man ist. Die Mutterfigur des Buches wusste darüber Bescheid.

Die Autorin im Interview mit Heidi Hintner, Die Dolomiten – Tagblatt der Südtiroler

Mit „Mutternichts“ hat sich Christine Vescoli souverän und bravourös in die Literatur eingeschrieben: Mit immensem Sprachschatz und großer Kraft erzählt sie von den alltäglichen Dingen, die im Einzelfall jedoch zum Skandal werden, die vielleicht im Detail nur, da aber umso heftiger an den Fassaden kratzen und tiefe Risse in einer banalen, scheinbar sicheren, oft geradezu gelackten Welt spürbar machen.

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