Lesung: Sarah Kuratle aus „Greta und Jannis“
Steiermärkischen Landesbibliothek, Kalchberggasse 2, 8010 Graz, Österreich

ZUM BUCH:
Jede Berührung ist Teil einer Schuld, die
älter ist als sie selbst. Greta und Jannis waren Nachbarskinder. Als
Jannis Greta schüchtern fragte, ob er ihr Bruder sein darf, war sie
einverstanden. Jahre später küsst sie ihn mitten auf den Mund. Sie
verlieben sich wie naturgewollt – und dürfen doch kein Liebespaar sein.
Ein Geheimnis ihrer Familien, ein Geröllfeld, bald ein ganzer
Gebirgszug liegt zwischen ihnen. Während Jannis in der Stadt bleibt,
zieht sich Greta ins letzte Dorf im Gebirge zurück, wo vieles anders
ist, als es scheint. Die Kinder, die sie mit ihrer Großtante Severine
umsorgt, wurden ausgesetzt – weil es ihnen an Kraft und Ausdruck
fehlte. Täglich schimpft Severine über die Väter und schweigt über die
Mütter: „Hast du Gott heute schon gedankt, dass du keinen Mann hast?“
„Nein, aber ich werde es noch machen“, antwortet Greta dann und sagt
nicht, wohin sie für Tage, mehr noch für die Nächte durchs Gebirge
reist.
Sarah Kuratles betörend schöner Debütroman führt in eine zart
schwebende, intime, zuweilen surreale Welt. Er bewegt sich in einem
märchenhaften Raum, der sich einer zeitlichen und geografischen
Zuordnung entzieht. In eindrucksvollen Bildern ergründet die Autorin
den Zauber des Spürens und die Tragik hinter dem, was recht und richtig
scheint. Ihre Sätze sind voller Melodie, kein Wort ist zufällig, wenn
sie vom Leben und Lieben in der Abgrenzung erzählt.