„Greta und Jannis“ von Sarah Kuratle in Radio Ö1 „Ex libris“
ORF Landesstudio, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien, Österreich
Moderation: Nicole Dietrich

ZUM BUCH:
Jede
Berührung ist Teil einer Schuld, die älter ist als sie selbst. Greta
und Jannis waren Nachbarskinder. Als Jannis Greta schüchtern fragte, ob
er ihr Bruder sein darf, war sie einverstanden. Jahre später küsst sie
ihn mitten auf den Mund. Sie verlieben sich wie naturgewollt – und
dürfen doch kein Liebespaar sein. Ein Geheimnis ihrer Familien, ein
Geröllfeld, bald ein ganzer Gebirgszug liegt zwischen ihnen. Während
Jannis in der Stadt bleibt, zieht sich Greta ins letzte Dorf im Gebirge
zurück, wo vieles anders ist, als es scheint. Die Kinder, die sie mit
ihrer Großtante Severine umsorgt, wurden ausgesetzt – weil es ihnen an
Kraft und Ausdruck fehlte. Täglich schimpft Severine über die Väter und
schweigt über die Mütter: „Hast du Gott heute schon gedankt, dass du
keinen Mann hast?“ „Nein, aber ich werde es noch machen“, antwortet
Greta dann und sagt nicht, wohin sie für Tage, mehr noch für die Nächte
durchs Gebirge reist.
Sarah
Kuratles betörend schöner Debütroman führt in eine zart schwebende,
intime, zuweilen surreale Welt. Er bewegt sich in einem märchenhaften
Raum, der sich einer zeitlichen und geografischen Zuordnung entzieht.
In eindrucksvollen Bildern ergründet die Autorin den Zauber des Spürens
und die Tragik hinter dem, was recht und richtig scheint. Ihre Sätze
sind voller Melodie, kein Wort ist zufällig, wenn sie vom Leben und
Lieben in der Abgrenzung erzählt.