Veröffentlichung: 03/2004
ISBN: 978-3-7013-1082-1
130 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Verblüffendes und Fremdes, Vertrautes und Momente des Nichtverstehens – es ist die andere, die innere Stadt, der Wolfgang Hermann in knappen Prosatexten nachspürt.
„Dieses Gesicht in der Straßenschlucht, er kann es nicht behalten. Verschliffen zu feinem Staub von den Schritten der Tausend auf dem Gehsteig. Später begegnet es ihm in Bruchstücken, in der U-Bahn, auf der Terrasse des Cafes, aufgesplittert auf verschiedenen Schultern.“
Flüchtige Begegnungen, stumme Übereinstimmungen, Blicke auf der abfahrenden U-Bahn, die Wärme des Körpers nach der Wanderung von der Vorstadt ins Stadtzentrum. Die Stadt – ist es Paris? – als Kraftquelle, als großes Getriebe, von Menschen bewegt. Eine Geschichte reißt ab, verschwindet, wird von einem anderen Gesicht weitergetragen, taucht an einer anderen Ecke der Stadt wieder auf.
Wie spricht man eine Stadt? Diese Frage beschäftigt Wolfgang Hermann bereits seit seinen ersten Büchern. In kurzen Prosaminiaturen folgt der Autor der inneren Topografie einer Stadt, schafft ein pulsierendes Geflecht aus Augenblicken, die einen Moment lang den Einzelnen aus seiner Anonymität heben.
Die Metropole als verdichtete Skulptur, ausgedühnt an ihren Rändern, als Zeitbeschleunigerin, Geliebte und Gefängnis. Das Andere der Stadt wird zu Sprache gebracht, die Zonen der Leere, die Ödnis der Vorstädte, in denen alles vereinzelt – die Ausschusszonen sind es, denen der Autor eine Stimme gibt.